Für mich sind alle Autos männlich, denn ich habe sehr wohl eine Beziehung zu ihnen.
Swissvax: „Verena, vielen Dank, dass wir mehr über dich und deine Leidenschaft zu Autos und deinem Auto-Museum erfahren dürfen. Was für einen Wagen fährst du aktuell am liebsten und warum genau den?“
Verena: Aktuell ist mein neues Projekt, mein Porsche 911 von 1965 noch nicht fertig, es kann sich aber nur noch um Tage handeln. Deshalb wähle ich immer noch am Liebsten meinen 911S von 72, den ich seit fast 20 Jahren besitze. Das ist das einzige Fahrzeug, bei dem ich immer noch Schmetterlinge im Bauch habe, wenn ich es fahre.
Swissvax: "Du bist in einer „autoverrückten“ Rennfahrer-Familie aufgewachsen – wie muss man sich deine Kindheit vorstellen?“
Verena: Ich denke, von außen betrachtet war ich immer ein bisschen „der Sonderling“, weil wir fast jedes Wochenende auf der Rennstrecke verbracht oder an einer Oldtimerveranstaltung teilgenommen haben. Mein Vater hat mich auch sehr oft mit irgendeinem Oldtimer oder unserem Renn-E-Type von der Kloster-Schule abgeholt. Für meine Familie hat sich das ganze Leben irgendwie um die Autos gedreht. Ab und zu habe ich meinem Vater im Museum beim Schrauben an den Oldtimern geholfen.
Swissvax: "Bist du ein Driver oder ein Collector?"
Verena: Wo mein Vater wohl zum Schluss raus eher der Collector war, versuche ich gerade, einige Fahrzeuge, die schon viel zu lange stehen, wieder zum Laufen zu bringen. Die Fahrzeuge, die schon ewig im Museum stehen tun mir leid, denn es erfordert sehr viel Geld, Zeit und Geduld einen Oldtimer wieder zum Laufen zu bringen. Würde mich aber eher als Driver bezeichnen, mir ist es wichtiger, dass das Fahrzeug technisch gut ist und man es fahren kann, als dass es perfekt irgendwo rumsteht. Ein bisschen Patina, die man pflegt, sollte jeder Oldtimer haben.
Swissvax: „Was bedeutet dir persönlich dein Automuseum?"
Verena: Dieses Museum bedeutet mir so viel, dass ich mich dazu entschieden habe, in der Nähe in meinem Elternhaus wohnen zu bleiben, anstatt auszuwandern. Ab und zu kostet es mich Schweiß und Tränen, weil ich in kurzer Zeit nicht alles ändern kann, was ich mir vorstelle aber ich versuche, es einfach Schritt für Schritt wieder zum Leben zu erwecken.
Swissvax: „Was ist dein Lieblingswagen aus der Sammlung.“
Verena: Da muss ich nicht lange überlegen, es ist ganz klar der E-Type, denn mit ihm verbinde ich einfach so viele Erinnerung an meine Eltern. Sobald ich drinsitze und das Leder rieche, muss ich an meine Kindheit denken. Es ist das zweite Projekt, an dem ich seit ein paar Monaten dran bin. Der Motor läuft bereits, aber immer, wenn er aus der Werkstatt zurückkam, hat sich wieder ein neues Problem aufgetan. Ihm werde ich mich widmen, sobald der 911er fertig ist. Am Ende zeigt sich, wer der größere Sturkopf ist, das Auto oder ich.
Swissvax: "Welche Beziehung hast du zu deinen Autos?“
Verena: Für mich sind alle Autos männlich, denn ich habe sehr wohl eine Beziehung zu ihnen. Sie sind für mich wie eine Art Begleiter durch mein Leben.
Swissvax: „Deine Autos im Museum scheinen dich recht auf Trap zu halten. Planst du noch weitere Autos oder Motorräder dazu zu nehmen?“
Verena: Ab und zu schwelge ich und denke mir, „ach so einer würd noch fehlen in der Sammlung“ und dann holt mich der Gedanke wieder ein, dass ich mich auf die Fahrzeuge konzentrieren muss, die da sind. Deshalb würde ich eher weniger noch etwas dazu nehmen, die Halle platzt sowieso aus allen Nähten. Einige meinen, ich solle mich eher von etwas trennen, was für mich aber nicht in Frage kommt, da alles das Werk meines Vaters ist, das ich nicht zerstören möchte.
Swissvax: „Welchen Wagen würdest du gern noch fahren und warum?"
Verena: Durch Instagram ist es wahrscheinlich kein Geheimnis dass ich immer noch auf der Suche nach dem verschollenen Porsche 910 meines Vaters bin, den er in den 70ern gefahren und dann unglücklicherweise verkauft hat. So etwas zu fahren oder zumindest mal mitzufahren wäre mein absoluter Traum.
Swissvax: "Wie viel Zeit verbringst du mit deinen Autos?“
Verena: In der Sommerzeit sehr viel, da entweder das Museum geöffnet ist, oder ich zu Veranstaltungen fahre, selbst meine Rallye organisiere oder einfach mal nur alleine damit fahre. Ich versuche auch immer, die Saison noch bis zum letzten Tag auszunutzen. Gerade werden nochmal alle fahrbereiten Oldtimer bewegt, bevor der Winter kommt.
Swissvax: "Beschreib uns mal bitte eine typische Ausfahrt. Wie fühlt sich das für dich an, was geht dir da durch den Kopf?“
Verena: Wenn eine Ausfahrt mit mir alleine und einem Auto gemeint ist, dann genieße ich eigentlich immer den Motorsound und die Landschaft. Bei mir wäre niemals ein Radio an. Ich freue mich meist über die Unterschiede der einzelnen Oldtimer, welche Eigenarten sie haben, wie man sie schalten muss, wie die Gänge übersetzt sind und warum das so ist. Für mich hat jeder Oldtimer einen eigenen Charakter auf den man sich einstellen muss.
Swissvax: „Du veranstaltest auch jährlich eine Rally. Kannst du uns mehr darüber erzählen?“
Verena: Die Falkenhausen Classics gibt es unter diesem Namen jetzt seit 31 Jahren. Meine Eltern haben sie, als Alex v. Falkenhausen, ein berühmter BMW-Konstrukteur und Freund der Familie starb, ihm gewidmet. Nach dem Tod meiner Mutter im Jahr 2010 habe ich sie übernommen und einige Zeit mit der Unterstützung eines Bekannten organisiert. Als sie aus den Kinderschuhen herausgewachsen war, habe ich dann 2019 die alleinige Organisation übernommen. Sie ist seit 2010 stetig gewachsen und erfreut sich jedes Jahr eines größeren Zuspruches.
Swissvax: „Wie reagieren Männer in der Oldtimer Szene auf dich?“
Verena: Ich würde mal behaupten, dass einen die Männerwelt gerne belächelt. Von Interviewfragen wie „Frau Proebst, wie stehen Sie zum Einparken?“ bis „Frau Proebst, das Thema ist ja wohl eher Männersache“ habe ich schon einiges gehört. Als ich die Rallye in 2019 das erste Mal alleine organisiert habe, wurden Stimmen laut „Schafft das die Verena schon alleine?“ Danach beglückwünschten mich genau diese Stimmen zur gelungenen Veranstaltung und ich konnte sie im nächsten Jahr als Sponsoren und Partner gewinnen. Man muss einfach seinen Weg gehen und sich nicht von Neid und bösem Gerede irritieren lassen.
Swissvax: „Was verbindest du persönlich mit Care for your Dream?"
Verena: Für mich verbinde ich diesen Satz mit der Sammlung, die mein Vater hinterlassen hat. Natürlich wäre es einfach, alles zu veräußern und keine schlaflosen Nächte mehr zu haben. Ich versuche, den Autos die so lange vernachlässigt wurden, wieder neues Leben einzuhauchen und sie wieder auf die Straße zu bringen.
Swissvax: „Was ist bisher dein schönster Moment oder Erlebnis mit deinem Oldtimer?“
Verena: Die schönsten Erlebnisse sind, wenn man sie monate- oder jahrelang restaurieren lässt und man sie dann zum ersten Mal fährt. Ich kann mich erinnern, als ich das erste Mal selbst unseren E-Type gefahren bin, so vorsichtig und andächtig, wie ich noch ein Auto gefahren habe.
Swissvax: „Du restaurierst gerade einen Wagen, welcher ist das und was verbindest du mit diesem Wagen – was ist die Geschichte dazu?“
Verena: Es ist ein signalroter Porsche 911 aus 1965, den mein Vater meiner Mutter zu einem Hochzeitstag geschenkt hat. Ich kann mich noch daran erinnern, als sie damit auf der Rennstrecke fuhr. Mein Vater hatte für sie den Motor mit 2,4 L Zylindern, passenden Kolben und einer S-Nockenwelle verstärkt. Nach ihrem Tod habe ich das Auto erstmal nicht beachtet. Seit einem Jahr restauriert nun Saller Oldtimer den Wagen, es wurde technisch alles erneuert, was wichtig ist. Zuerst hatte ich mich gegen eine Motor-Revision gesträubt, bis Selina Skramovsky mir anbot, sich des Motors anzunehmen. Nächste Woche sollte ich ihn dann das erste Mal fahren können und hoffe, in Zukunft viele schöne Abenteuer mit ihm erleben zu können.
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